Jahresrückblick 2020

Als Gast Die drei Macher

Jahresrückblick 2020

Kapitel Thema Zeitpunkt
Kpt. 1 Die persönlichen Highlights von Michael Atug 00:14
Kpt. 2 Marcus Diekmann und das Corona-Jahr 02:55
Kpt. 3 Stefan Hamanns Learnings aus der Krise 04:12
Kpt. 4 Die Erfahrungen aus dem ersten Lockdown 05:43
Kpt. 5 Erfolgsstorys online und offline 09:22
Kpt. 6 Digitalisierungs-Boost auf allen Ebenen/ Drei Säulen 12:00
Kpt. 7 Digitale Hygienefaktoren 17:20
Kpt. 8 Mut oder tschüss 23:00
Kpt. 9 „Expertentum“ 25:04
Kpt. 10 Der Wille entscheidet 27:20
Kpt. 11 Gute Jahre für den E-Commerce! 33:12
Kpt. 1

Die persönlichen Highlights von Michael Atug

Stefan Hamann: Moin, Hallo und Servus bei ‚Dreimal Digital‘! Heute mit dem phantastischen Michael Atug und dem durchgeknallten …Jetzt fange ich nochmal an. Moin, Hallo und Servus bei ‚Dreimal Digital‘! Heute mit dem phantastischen Michael Atug und dem durchgeknallten Marcus Diekmann! Moin Leute! Wie geht es euch?

Michael Atug: Sehr gut.

Stefan Hamann: Ganz so durchgeknallt bist du eigentlich gar nicht, oder Marcus?

Marcus Diekmann: Umtriebig, durchgeknallt und kreativ, strategisch kreativ: So würde ich es nennen.

Stefan Hamann: Das ist eine gute Kombination!

Michael Atug: Umtriebig habe ich doch letzten Mal gesagt, das hat mir ganz gut gefallen, glaube ich?

Stefan Hamann: Umtriebig, das kann sehr positiv sein und ein kleines bisschen negativ, unter Umständen. Aber lassen wir mal so im Raum stehen. Ja Leute, wir haben ja gedacht, wir machen heute zum Jahresabschluss – heute ist der 30.12. – nochmal einen kleinen Jahresrückblick. Nur rund eine halbe Stunde mit ein paar ‚insights‘, persönliche Highlights, Dinge, die wir gelernt haben dieses Jahr. Michael, magst du mal anfangen? Was war für dich so das größte Highlight, so die eine Sache, wo du gesagt hast: „Wow! Das hat mich dieses Jahr echt vom Stuhl gehauen.“?

Michael Atug: Ja. Also muss es digital sein oder darf ich auch etwas anderes wählen?

Stefan Hamann: Es kann auch analog sein.

Michael Atug: Also es ist sogar mehr als analog: Also ich habe tatsächlich den Rekordhecht 2020 in Deutschland gefangen, ich bin in der Blinker-Zeitschrift auf Platz 1. Das ist mega krass: 1,25 Meter, das hätte ich nie gedacht. Ich kriege sogar eine Angelrute als Prämie. Also ich habe ein Leben lang davon geträumt um mal in der Hitparade zu stehen, aber dann gleich oben und bei so einem Fisch: Das war schon mal ein Highlight! Aber wir sind natürlich hier im digitalen Format, und da will ich natürlich auch nochmal was anderes sagen.

Marcus Diekmann: Hat sich denn keiner gewundert, Michael, dass der tiefgefroren war als du ihn rausgezogen hast?

Michael Atug: Nee! Also wenn nicht ein Stand-Up-Paddler vorbeigekommen wäre, dann hätte ich ein Problem gehabt, den hätte ich alleine gar nicht rausgekriegt. Also er war schon echt, er war schon echt … Also wie gesagt, es ist aber eigentlich gar nicht so ein digitales Erlebnis. Es ist eher aus dieser ganzen Geschichte herausgewachsen, nämlich unser Umsatz und Gewinn dieses Jahr: Der ist also für uns kleine Compi wirklich sagenhaft! Unglaublich, was wir dieses Jahr für Geld verdient haben. Leider, natürlich – ja, ihr wisst alle warum, oder? Irgendwie ist es also ein lachendes und ein weinendes Auge, aber wenn man jetzt nur den Umsatz sieht und wie das so gekommen ist und was wir da an Kohle auch verdient haben, dann ist das schon eine coole Sache. Also wirklich Wahnsinn, was wir da an Aufträgen und auch an Geld verdient haben! Also das ist schon irgendwie ein Highlight, aber wie gesagt, es hat schon einen faden Beigeschmack, muss ich dazu sagen.

Kpt. 2

Marcus Diekmann und das Corona-Jahr

Stefan Hamann: Ja, absolut, das ist so. Marcus, wie sieht es denn bei dir aus?

Marcus Diekmann: Ja, man muss natürlich sagen, dass das ein krasses Jahr war. Gute Bekannte von mir sind in diesem Jahr verstorben an Corona. Das ist natürlich so die eine Seite, die ich so sehe. Auf der anderen Seite haben wir natürlich bei Rose jetzt mal rein geschäftlich, gar nicht gesellschaftlich, geguckt: Plus 34 Prozent Wachstum. Dieses Team, was so unglaublich gut performt hat, was sich nicht hängen gelassen hat, was aufgestanden ist und im Lockdown gekämpft hat. Und natürlich bin ich persönlich sehr stolz und sehr glücklich über die Entwicklung bei ‚Händler helfen Händlern‘, wo wir so viel gemeinsam erreichen konnten und dass man jetzt nicht nur abkassiert hat in dieser Corona-Krise, sondern auf der anderen Seite auch gemeinsam mit dem Handel kämpfen konnte. Das finde ich auch ganz gut, weil ich glaube: Viele, viele Einzelhändler werden heute hier sitzen, werden auf das Ende des Jahres gucken und werden ziemlich verzweifelt sein. Ich kenne echt so viele Händler, die jetzt wirklich auch noch renoviert haben, die größere Ladenlokale Ende letzten Jahres angemietet haben, und dann direkt …Bekannte von mir haben sich Ende 2019 selbstständig gemacht, und ich war noch eingeladen auf dieser Feier, und dann waren im März deren Läden zu: Die stehen schon kurz vor dem Ende wieder!

Kpt. 3

Stefan Hamanns Learnings aus der Krise

Stefan Hamann: Etwas, das mich da so ein bisschen dieses Jahr ja immer gewundert hat, also ich finde erstmal sehr positiv alles, was an Initiative auf die Straße gebracht wurde, da gibt’s unzählige positive Beispiele, nicht zuletzt auch Händler helfen Händlern natürlich. Was mich schon ein bisschen gewundert hat, waren so zwei Dinge. Einmal im Grunde war meine Erwartungshaltung gewesen, spätestens nach dem ersten Lockdown wird einfach aus diesem positiven ‚mindset‘ heraus, wir müssen uns bewegen, wir müssen was machen, dass daraus auch wirklich was entsteht und noch mehr entsteht. Da habe ich so den Eindruck, der Lockdown war zu Ende und alle Ambitionen wurden wieder beerdigt im Prinzip, da machen wir jetzt weiter so wie wir es vorher auch gemacht haben. Das fand ich irgendwie nicht so cool. Das trifft nicht auf alle zu, um Gottes Willen, aber doch auf viele, finde ich. Was mich wirklich richtig geärgert hat, waren so ein paar Aktionen von größeren Händlern aus dem stationären Kontext, vor allem, wenn ich so an Douglas denke. Da fand ich also zwei Dinge echt total strange. Einmal im Zuge der Mehrwertsteuererhöhung, wo dann mit irgendwelchen Gutscheinen gearbeitet wurde. Das wurde auch später wieder zurückgenommen und die zweite Aktion dann, dass auf einmal über Nacht aus Douglas eine Drogerie wurde und es musste dann weiter geöffnet bleiben und auch das wurde dann wieder zurückgenommen nach extremer Kritik. Gerade die Großen, finde ich, die haben auch eine Verantwortung gesellschaftlich solche Dinge vernünftig mit zu begleiten und mitzugeben. Das ist bei mir negativ hängengeblieben ist.

Kpt. 4

Die Erfahrungen aus dem ersten Lockdown

Marcus Diekmann: Stefan, was ich wirklich krass empfinde. Wir haben ja extra vor dem Lockdown, dem zweiten, mit BabyOne zusammen eine Presseerklärung herausgegeben, wir bereiten uns schon auf den Lockdown vor. Das und das wird passieren. Da wusste noch kein Mensch, dass es den Lockdown geben wird. Dann waren alle so überrascht: „Krass. Wie können die das jetzt schon machen?“ Ich meine, ich habe eben im Mai ein Interview gegeben, als der Lockdown aufgehoben wurde und habe gesagt, der zweite kommt spätestens November, Anfang Dezember. Ich meine, du musst doch echt kein Hellseher sein. Ich kann auch so einen Douglas gar nicht verstehen, dass die nicht eine klare Roadmap hatten. Also uns hat der zweite Lockdown natürlich gesellschaftlich getroffen, aber sonst hat der mich nicht mal mehr nervös gemacht. Da war für mich so klar, Tim und Co hatten ihre ganze Roadmap stehen. Die hatten den ganzen Vertrieb alle schon geklärt. Als der Lockdown kam, war einfach nur Abarbeiten des Manöverplans, den wir uns vorgenommen haben. Da kann mir so ein Flop wie mit dieser Drogerie-Geschichte gar nicht passieren. Wenn ich sowas mache, dann ziehe ich es auch durch.

Stefan Hamann: Das ist so ein bisschen, erst die große Ankündigung, dann gibt’s Kritik und dann wieder große Rückabwicklung.

Michael Atug: Ja, weiß ich nicht. Da bin ich nicht bei euch Jungs. Da muss ich ganz ehrlich sagen, ich finde nicht, dass man, nur weil man irgendeinen Weg eingeschlagen hat, den dann auch bis zum Ende weitergeht und man merkt einfach, da geht man dran vorbei. Da bin ich jetzt mal ausnahmsweise nicht eurer Meinung. Da muss man dann vielleicht auch mal die Eier in der Hose haben zu sagen: „Pass auf, das war nix, das war ein Rohrkrepierer.“ Mal davon abgesehen, was sich Douglas dabei gedacht hat finde ich ganz ulkig. Für die Leute, die es vielleicht nicht wissen, ich glaube, es ging darum, dass die gesagt haben: „Naja, wir machen das so, wenn einer was gekauft hat, kriegt er im Nachhinein einen Gutschein dafür, für die nächste Bestellung.“ Ich meine, so war es. Das ist natürlich ein No-Go. Da frag ich mich natürlich, welche Experten – Vielleicht kommen wir ja auf das Thema auch noch zu sprechen – haben denn da gesessen und sich das überlegt? Expertentum ist eben eine schwierige Sache und dann haben die das nochmal umgeändert. Also das finde ich eigentlich okay.

Marcus Diekmann: Michael, ich muss ganz kurz einhaken. Ich muss fairerweise sagen, bevor irgendwie Zuhörer das irgendwann dann auch kommentieren, Rose hat es genauso gemacht. Wir haben uns bewusst dazu entschieden und haben lange diskutiert drüber, weil wir durch die Ladenschließung, die Knappheit der Sortimente sowieso Geld verloren haben. Wir haben uns entschieden, dass wir die 3% nicht weitergeben.

Michael Atug: Ist doch schnell gelöst. Einfach mich in euren Beirat wählen, dann wird das besser laufen.

Marcus Diekmann: Also dass die sich zur Drogerie erklären, das meinte ich, das ist der Punkt, wo man durchzieht.

Stefan Hamann: Ja, ja, das ist so. Aber unabhängig jetzt von Douglas, ich glaube einfach, was du gerade meinst Marcus, diese spontane Überraschung, da kommt schon wieder ein Lockdown. Das kann ich irgendwie nicht ernstnehmen, weil ich schon denke, das hat jeder mitgeschnitten und mitgekriegt. Es war auch von Anfang an klar, dass es Richtung Herbst, Winter eine zweite, massivere Welle geben wird. Daher, finde ich, hätte man sich anders drauf vorbereiten können und auch müssen. Das mag jetzt nicht für jeden möglich gewesen sein, also viele haben sicherlich auch einfach gar nicht die Möglichkeiten, sich da drauf vorzubereiten, etwas aus dem Boden zu stampfen, um dann Umsatz so zu kompensieren. Aber es gibt viele, viele, viele bei denen ich mich echt einfach gewundert habe.

Kpt. 5

Erfolgsstorys online und offline

Stefan Hamann: Aber Stefan, da muss ich nochmal eins sagen, da muss ich auch ganz klar sagen: Es gibt Gernemann in Lette. Das ist ein ganz kleines Spielzeuggeschäft. Lette, für alle Zuhörer, die wissen das ja nicht: Lette hat 3000 Einwohner oder irgendwas. Liebe Letteraner, vielleicht habt ihr 5000, ich weiß es ehrlich gesagt nicht, also nicht, dass ihr euch in eurer Ehre gekränkt fühlt. Ein toller Ort, 3000 oder 5000 Einwohner, und da gibt es Gernemann, diesen kleinen Spielzeugladen: Der hat vor Weihnachten auf seiner Webseite und per Facebook alle Kunden angeschrieben und hat gesagt: „Schreibt uns per WhatsApp an“ – das hat er schon Anfang November gemacht – „Sagt uns alles, was ihr haben wollt an Spielzeug, und wir sorgen dafür und garantieren, dass bis zum 24., egal ob wir das haben oder nicht, alles bei euch auf Rechnung unter dem Weihnachtsbaum liegt.“ Ich habe mit ihm ein paarmal telefoniert, und der hat den Rekordumsatz seines Lebens gemacht, trotz Lockdown, trotz Probleme. Die Kunden waren mega glücklich, er hat bei seinen Kunden richtig Punkte gesammelt, und seine Bank ist richtig glücklich, weil er nach wie vor Kohle verdient, und alle glücklich! Das ist noch nicht mal E-Commerce!

Michael Atug: Aber, aber, und das ist doch jetzt das Problem: Wir haben ja auch den Heinhaus hier in Hückeswagen nebenan, das ist auch einen Spielwarenhändler, der hat auch wirklich ein bisschen was versucht und gemacht und getan. Aber sind das die Erfolgsstorys? Ist das Digitalisierung? Ist das irgendwie die Bemühung, die daraus entstanden ist und die reine Erfolgsgeschichte? Für den ja, für die Größe auch und grundsätzlich auch ja, aber das sind viel zu wenige Geschichten! Hier bei mir in Wipperfürth, da kann ich dir überhaupt gar keine Geschichte erzählen, wo einer besonders geil nach vorne gegangen wäre und irgendwas Geiles auf die Beine gestellt hätte. Ich meine das gar nicht böse und auch nicht abwertend! Stefan hat es ja gerade auch gesagt: Nicht jeder hat ja die Möglichkeiten dazu gehabt. Aber ist das wirklich alles, was wir können? Eine Website und dann irgendwie WhatsApp? Ich frage mich halt, wohin geht denn da überhaupt die Reise, also wie wird es weitergehen? Jetzt mal was, was eigentlich auch gut dazu passt: Jetzt sagen wir mal „Blitz-Digitalisierung“, dieses schöne Wort, was jetzt ein paarmal irgendwo aufgeflammt ist. Gibt’s die eigentlich wirklich, die jetzt entstanden ist durch diesen ganzen Corona-Kram? Eine Blitz-Digitalisierung, würdet ihr sagen ja oder nein, oder gibt es eigentlich nur – und jetzt Achtung! – eine Digitalisierung der Kommunikation? Also, was ist denn jetzt wirklich Digitalisierung am Handel, und wo ist einfach die Kommunikation besser geworden? Guckt uns an: Wir sitzen remote und machen jetzt den Podcast.

Kpt. 6

Digitalisierungs-Boost auf allen Ebenen/ Drei Säulen

Stefan Hamann: Meine persönliche Meinung dazu ist ganz klar: Es hat auf jeden Fall eine Blitz-Digitalisierung gegeben und die ist auch noch lange nicht zu Ende, also die wird sich massiv weiter fortsetzen in den nächsten Jahren. Wenn man sich mal anschaut, wie sich alleine – du hast da gerade Kommunikation erwähnt – das Kommunikationsverhalten fundamental verändert hat: Also ich kann mir kaum vorstellen, dass nächstes Jahr, selbst wenn die Corona-Impfung super läuft und wir haben alles im Griff, dass wir hier unsere Fahrzeugflotte bei Shopware jemals wieder in der alten Form reaktivieren müssen, um dann durch halb Europa zu fahren zu irgendwelchen ‚Sales pitches‘ und so weiter und so fort: Das wird gar nicht mehr passieren in Zukunft! Die Menschen haben sich daran gewöhnt, dass es einfacher, günstiger, bequemer, umweltschonender ist. Das ist nur ein einziges Beispiel, aber was das alleine für Auswirkungen hat auf die Gesellschaft, auf die Wirtschaft und auf die Umwelt ist unglaublich! Wie gesagt: Ich glaube, man kann ganz, ganz viel gucken. Man muss ja nicht nur den Handel da in den Blick nehmen. Wenn ich mir anschaue – ich bin jetzt kein ultragläubiger Mensch, aber sogar die Kirche in Schöpping – für die Zuhörer: Das ist ein kleiner Ort, auch nur mit 6000, 7000, 8000 Einwohnern, und selbst die haben es hinbekommen, irgendwie ihre Messen zu digitalisieren, und jetzt gibt’s jeden Sonntag eine Online-Messe, was ich einfach cool finde, weil es einfach zeigt: Menschen machen sich Gedanken. Die überlegen schon: „Wie kann ich mich in dieser neuen Welt irgendwie positionieren, und was kann ich machen, um da Leute zu erreichen?“ Das finde ich erst einmal eine sehr, sehr positive Entwicklung.

Marcus Diekmann: Ja, also man muss ja drei Säulen der Digitalisierung sehen, also so probiere ich das immer selber zusammenzufassen. Säule eins ist, digitale Kultur zu verändern. Das ist ja auch das, Stefan, was du gerade beschreibst. Man macht plötzlich ‚remote‘-Geschichten. Man stellt plötzlich Leute in Frankfurt ein, obwohl man da gar kein Headquarter hat. Oder man macht Kundentermine ganz anders und effizienter. Man arbeitet in Sprints, agil, es gibt flache Hierarchien und Co. Es sind nicht mehr Titel, sondern Themen und Ziele, die man erreichen kann. Also diese ‚digital culture‘, da will ich gar nicht viel zu sagen. Zweitens: digitale Geschäftsmodelle. Das heißt, dass alles, was wir tun, online als erstes wettbewerbsfähig sein muss und dann auch stationär übertragen wird. Heute übertragen wir immer von offline zu online und dass dieser Weg genau umgekehrt sein wird. Die dritte Säule ist dann digitale Effizienz, Automatisierung aller Prozesse. Wo ich viel gesehen habe, ich habe eine größere Offenheit gegenüber der digitalen Kultur, selbst alte verbohrte Inhaber, die ich kennenlernen durfte, die gesagt haben: „Homeoffice ist nie denkbar für uns“, die sagen jetzt: „Wir müssen nicht immer erst drei Jahre Konzepte machen, sondern müssen mal was tun.“ ‚test, learn, (unv.), bigger‘. Das habe ich erlebt.

Stefan Hamann: Ich war übrigens einer von denen. Nett, dass du mich nicht namentlich erwähnt hast.

Marcus Diekmann: Das war auch mein Highlight. Hättest du mir Anfang des Jahres gesagt, dass wir voll Homeoffice unterstützen, hätte ich dir auch gesagt, du hast einen Vogel. Zweitens, ich sehe jetzt viele, die über ihr Geschäftsmodell nachdenken und sehe, dass da auch viel passiert. Um in digitale Effizienz zu kommen haben jetzt super viele aufgerüstet, dass wir heute überhaupt miteinander sprechen können digital. Ich meine, wieviel Firmen konnten nicht mal möglich machen, dass ihre Leute ‚remote‘ arbeiten? Also das war ja nochmal das größte Problem, wie viele das kalt erwischt hat. Da passiert sehr viel. Auf der anderen Seite werden halt unglaublich viele rausfliegen. Also es haben ja ganz vieles auch noch nicht gemacht und die fliegen halt alle aus dem System raus. Oder wie siehst du das, Michael? Wie ist das denn bei den Amazon-Händlern und eBay-Händlern? Siehst du da noch einen Umschwung? Ich meine, das sind ja wahrscheinlich auch die Gewinner in diesem Jahr. Wie haben die sich nochmal verändert? Haben die nochmal gesagt: „Oh krass! Wir können jetzt noch mehr Gas geben oder wir können jetzt nochmal ganz was anderes machen.“?

Michael Atug: Also ich will jetzt nicht böse sein, aber ich kann jetzt nicht sagen/ Also es ging natürlich ein Ruck durch die Branche, aber dadurch, dass wir alle – Also die meisten wohlgemerkt. Wenn einer Partyzubehör verkauft, dann hat er natürlich ein Problem gehabt – im Bereich do-it-yourself, also Werkzeuge oder sowas, da gibt’s ja tausend Beispiele, die, die überrannt worden sind. Die haben ja gar nicht die Zeit gehabt, noch irgendwas noch besser zu machen. Wir haben ja mit Müh und Not monatelang unsere Pakete irgendwie versucht raus zu schicken. Was jetzt aktuell in der Logistik los ist, da brauchen wir jetzt nicht drüber reden, das sprengt jetzt hier den Rahmen. Wir haben gerade die Info bekommen, dass wir jetzt England wieder beliefern dürfen ab Montag. Frag mich mal, wie viele Pakete noch hier hängen, die wir nicht rauschicken konnten, die dann am Montag rausgehen. Ja, also ich will damit sagen: Natürlich haben manche die Gunst der Stunde genutzt und haben dann noch ein bisschen Gas gegeben, aber die, die schon in dem Metier drinstecken, so wie wir, die haben gar nicht geschafft, noch besser zu werden, noch größer, noch tausend Sachen mit einzubauen, weil du warst einfach damit beschäftigt, diesen Wahnsinn an Aufträgen abzuarbeiten!

Kpt. 7

Digitale Hygienefaktoren

Stefan Hamann: Das ist mir gerade so durch den Kopf gegangen. Wir haben gerade so ein bisschen über Blitz-Digitalisierung gesprochen et cetera und dass das ja nicht für jeden einfach so machbar ist. Aber ich glaube schon, dass man festhalten kann – es gibt ja auch so digitale Hygienefaktoren. Also wenn ich mir wieder die Geschäftswelt in Schöpping anschaue, mir dann angucke, vom Handwerker über den Einzelhändler bis hin zu den Dienstleistern: Wer von denen hat eigentlich eine Website? Also damit fängt es ja an, dann ist die Antwort echt brutal erschreckend, also dass 80 Prozent von denen nicht mal eine Website haben. Das heißt, wenn wir davon ausgehen, dass sich die digitale Kommunikation massiv verändert und dass das stark zunehmen wird, dass die Erwartungshaltung natürlich sich auch verändert, also dass jemand ‚online first‘ nach Handwerkern sucht, ‚online first‘ nach Dienstleistern sucht, noch viel, viel mehr als in den vergangenen Jahren sowieso schon. Dann heißt das ja im Umkehrschluss – ich mag diesen Begriff disruptiv nicht so, weil ich finde, das hat ausschließlich was Zerstörerisches, aber nichts Erschaffendes – dass da trotzdem natürlich viele von diesen Leuten sich radikal neu erfinden müssen oder aber vom Markt verschwinden werden, dass auf der anderen Seite aber ganz viel Potenzial ja auch entsteht, ganz viel Vakuum entsteht für neue Start-ups, für neue Geschäftsmodelle, die das einfach vielleicht auch anders draufhaben oder wo das vielleicht stärkerer Teil der DNA von Anfang an ist.

Marcus Diekmann: In den Achtzigern und Siebzigern waren es die Baumärkte und die Discounter, die aufgekommen sind und den Handel disruptiv verändert haben. Wenn ihr da mal anguckt, Matratzen Concord oder auch Aldi oder wer auch immer: Heute ist Matratzen Concord selber in Schwierigkeiten, weißt du, wie ich das meine? Ich finde, das ist einfach so ein Markttrend. Wir probieren ja in Deutschland immer viel zu sehr um das zu erhalten, was sich nicht verändern will. Da bin ich ganz anderer Meinung: Ich finde, wir müssen jedem helfen und Wissen teilen, wie auch Händler helfen Händlern, aber nur, dem, der auch wirklich mitmacht, das ernst nimmt und sich dann auch verändert. Wir hatten letztes Jahr eine Schulung gegeben bei Rose, da hatten wir alle Bocholter Einzelhändler eingeladen, in die Bike Town. Abends hat unser E-Commerce-Team quasi Grundschulungen gegeben. Da ging es gar nicht um Online, E-Commerce, sondern das fing erstmal damit an, dass du dein Google-Konto richtig einrichtest, dass man überhaupt deine Öffnungszeiten findet und deine Adresse. Und ihr könnt euch gar nicht vorstellen: Wir haben danach einen Check gemacht von den Leuten, die da waren: Ich glaube, die Hälfte hat ein halbes Jahr später noch nicht ihr Google-Konto eingerichtet. Die kommen zu dieser Veranstaltung, hören sich das alles an, unsere Leute nehmen sich Zeit, – und wir sind ja kein Dienstleister -, unsere Leute nehmen sich Zeit, erklären denen das alles stundenlang, und dann? Die können nicht mal am nächsten Tag mal eben auf der Toilette ihr Google-Konto einrichten, das muss man nicht mal am Küchentisch machen!

Marcus Diekmann: Da verstehe ich den Stefan wieder, dass er gerade sagt, „Die haben noch nicht mal eine einfache Webseite!“ Manche Sachen sind halt so einfach, wir brauchen es nicht! Wie gesagt: Wir haben unsere Aufträge, das läuft alles und wir sind in diesem Metier. Aber wenn du jetzt ein Einzelhändler bist, ein kleiner, und sagst: „Ich will was machen“. Ich meine, du hast es ja auch gerade mit dem Spielzeugmann gesagt: Wie geil ist das denn? Es gibt doch WhatsApp! Ich meine, einfacher geht’s doch gar nicht: ‚Video call‘, Sprachnachricht, Bilder schicken, das ist alles Arbeit! Aber mein Gott, es geht halt nicht anders: Der Kunde kommt nicht in den Laden! Also mach was, gib‘ die Nummer da ein, mach‘ den Business Account und dann geht’s los. Einfacher geht es ja überhaupt gar nicht mehr! Da bin ich voll bei euch, allein diese Google-Einträge: Also das ist ja das banalste von der Welt für einen Einzelhändler. (unv.) Also da wünsche ich mir auch so ein kleines bisschen mehr Initiative, nur ein kleines bisschen.

Stefan Hamann: Ich hatte mal hier so ein Event, vor Corona natürlich, mit ganz vielen Geschäftsführern und so weiter. Da ging es auch um das Thema Digitalisierung und was eigentlich erste sinnvolle Schritte sind, und dabei war meine Kernaussage im Prinzip: „Schmeißt eigentlich alle Experten raus, mit denen ihr gerade zusammenarbeitet. Dann müsst ihr eigentlich als CEO’s, als Vorstände, als Chefs euch hinsetzen und in irgendeiner Form eigene digitale Kompetenz erwerben.“ Ich habe da oft den Eindruck – das ist ja so ein Thema, über das wir vorhin in der Vorbereitung auch schon gesprochen haben – die einfachste Lösung ist immer irgendwas von einem selber wegzuschieben und sich darauf zu verlassen, dass irgendjemand anders das Problem für einen löst. So drücke ich es mal aus. Das dauert ja unwahrscheinlich lange, bis man da mal jemanden gefunden hat. Also es gibt ja viele selbsternannte Experten, siehe LinkedIn. Es gibt viele Leute, die Bitcoin miterfunden haben und die Apple mitgegründet haben und keine Ahnung was, das wird ja immer krasser mit den ganzen Titeln und Bezeichnungen dort. Da gibt’s unwahrscheinlich viele Leute. Es gibt wenige Qualitätsmerkmale, wenig Überprüfbares. Da ist die Gefahr super groß, wenn man dann wirklich sagt, „Ich mache jetzt den ersten Schritt, ich hole mir jetzt jemanden rein für Digitalisierung, für Online-Marketing, für alle möglichen Themen“, dass ich acht Mal auf die Schnauze falle, meine ganzen Budgets und alles, was ich noch an Geld hatte, aufgebraucht habe, bevor ich überhaupt nur einen einzigen Schritt vorwärts gemacht habe. Ich glaube, das ist so ein bisschen die Stelle, wo ich einfach nur nochmal mitgeben kann, auch an die Zuhörer: Ihr müsst euch grundsätzliches Wissen und grundsätzliche Expertise aneignen. Also nicht im Detail, das ist nicht zwingend erforderlich, aber ihr müsst selber ja einschätzen können: „Ist das ein Experte, der mir weiterhilft, oder ist das jemand, der sein Zertifikat im Lotto gewonnen hat“, oder was auch immer.

Kpt. 8

Mut oder tschüss

Stefan Hamann: Stefan, das passt gut. Ich hatte letztes oder vorletztes Jahr vielleicht sogar schon mit Team Retail Excellence einen Leitartikel geschrieben, „Mut oder Tschüss“ hießt der. Der ist auch in ein paar Zeitungen abgedruckt worden, und da komme ich zur gleichen Aussage und ich glaube, es ist ja noch was anderes. Ich möchte gar nicht die Schuld den Agenturen geben, also ich möchte gar nicht sagen, ob sie gut oder schlecht sind, weil es spielt auch nicht mal eine Rolle. Ich meine, keiner würde heute einen Laden aufmachen, wenn er keine Ahnung vom Laden hätte, keiner dieser Händler! Mir ist das so unverständlich, das ist denen klar: „Ich muss selber wissen, wie der Laden funktioniert.“ Das würde jeder Händler von sich behaupten. Aber dann will er einen Online-Shop aufmachen oder von mir aus etwas anderes und sagt: „Davon will ich aber nichts wissen.“ Ich nenne das immer Kern-DNA: Wenn du nicht Bock hast das zu deiner eigenen Kern-DNA zu machen, dann geh‘ in Rente, geh‘ pleite oder mach einfach die Abschöpfungsstrategie. Solange der Laden noch halbwegs gut läuft, machst du den noch, sparst die Kosten und fertig! Ansonsten musst du dich einfach wandeln. Agenturen musst du treiben, weil wenn du kein Sparringspartner bist, dann können die Agenturen auch machen mit dir was sie wollen. Nicht mal nur negativ, also die können dich auch top beraten! Du wirst sowieso nix umsetzen. Nur einen Online-Shop zu haben wir dein Problem nicht lösen. Also das heißt: Kern-DNA, Kern-DNA, Kern-DNA! Hol dir einen neuen Geschäftsführer, und zieh ihn an deine Seite. Ich meine, ich verstehe das nicht: Ich habe ja noch alten Handel mit gelernt. Wenn man sich alten Handel anguckt, weißt du, wie viel Zeit ich schon verbracht habe für Städtetouren, wo ich mir Laden für Laden angeguckt habe, was da gerade los ist. Heute, online kann ich einfach mich schnell aufs Sofa setzen, kann ein Glas Wein trinken und kann immer alle zehn Wettbewerber mal eben schnell abklappern, was die gerade online machen: Das dauert eine halbe Stunde. Das kriegen die meisten Händler nicht hin! Dann frage ich, „Was macht dein Wettbewerber?“ „Och, du, ich hab da nicht nachgeguckt.“ Nee, das ist zu schwer, oder? Es ist zu schwer um Abends mal eben hier auf dem Sofa 20 Minuten eben das zu gucken!

Kpt. 9

„Expertentum“

Michael Atug: Expertentum ist ein ganz schwieriges Thema. Problematik, die ich sehe: Ganz viele Experten, die einfach überhaupt gar kein Geld verdient haben oder sogar pleite gegangen sind, sind auf einmal Experten! Also das finde ich schon geil! Also ein Experte ist ja für mich jemand, zu dem ich auch irgendwie aufschaue, würde ich jetzt mal so sagen. Also da kann ich jetzt drei Stunden drüber reden. Ich finde es ein bisschen grenzwertig, wie wenig Mut eigentlich die Leute für sich selber haben. Ich sage es auch immer zu meinen Online-Händler-Kollegen, wenn irgendwo Vorträge sind: „Glaubt an euch selber, lasst euch doch keinen erzählen von irgendwelchen Kanisterköpfen, die gar keine Ahnung haben. Ihr selber seid doch die Experten! Ich meine, ihr habt ein erfolgreiches Geschäft. Also so schlecht kann es nicht sein, was ihr macht. Glaubt mehr an euch! Ihr wisst doch, worum es geht!“ Aber ich sage noch etwas anderes, was ich vor allem erschreckend finde: Ich habe auf einer Veranstaltung gesprochen – es ist also wirklich keine Schelte gegen die Agentur. Von irgendwas müssen die ja auch leben – aber da war ein Vortrag, da ging es darum, wie man bei Amazon verkauft. Im Klientel – ich sage jetzt nicht, was die verkauft haben – aber da waren nur große Hersteller, also wirklich fett. Diese Agentur hat den Vortrag gehalten und ich sag’s euch, wie’s ist: Ich habe wirklich zu dem, der den engagiert hat, gesagt: „Hör‘ mal: Jetzt, nachdem der den Vortrag gehalten hat, ich glaube, ich höre auf, bei Amazon zu verkaufen. Ich hab Angst!“ Ja, also der hat eine Angst geschürt, das war unglaublich! Ich habe wirklich da gesessen, ich habe nur mit den Ohren geschlackert, wenn ich sehe, wie ich mit Amazon umgehe und wie die das verkauft haben. Aber die wollen natürlich, dass dann die Großen kommen und sagen: „Oh Gott, oh Gott, oh Gott, um Himmels willen, das können wir gar nicht selber! Hier bitte: Übernehmt das mal für ein paar Millionen.“ Also da müssen doch auch die Großkopferten einfach sehen was da passiert und selber mal ein bisschen Eier in der Hose haben und sagen: „Komm, das kann so schlecht und so schlimm gar nicht sein, wenn der kleine Atug das sogar schafft. Da kann es doch nicht sein, dass wir das nicht hinkriegen.“ Also da wünsche ich mir auch ein bisschen mehr Mut, egal ob klein oder groß, da fehlt mir ein bisschen der eigene Mut, oder?

Kpt. 10

Der Wille entscheidet

Stefan Hamann: Mut ist ja die eine Sache. Ich glaube, am Ende ist Mut, was entscheidend ist, aber auch der Wille. Das ist die zweite Komponente, und ich glaube, dass viele so in ihrem Alltag untergehen, dass einfach alles links und rechts an einem vorbeifliegt. Ich bin nicht Mitglied eines Bücherzirkels oder eines Buchclubs oder sowas, aber ich habe einen wirklich guten Buchtipp: Das Buch heißt „Traction“. Das ist ein schmales Buch, 300 Seiten ungefähr, und das ist, finde ich, eine total gute Blaupause für Unternehmer eigentlich jeder Größe, wo super viel Spannendes drin ist, auch zum Thema Selbstwahrnehmung und Firmenstrukturierung nach innen und nach außen, wo die Dinge wirklich sauber ineinander laufen. Das kann ich jedem Unternehmer, der jetzt möglicherweise zuhört, auf jeden Fall ans Herz legen, weil das vieles von dem aufgreift, was wir gerade ja auch sehr zu Recht kritisiert haben und in Frage gestellt haben.

Stefan Hamann: Das Lustige ist: Ich habe gestern Abend ein gutes Gespräch gehabt mit dem Chefredakteur vom Bocholter-Borkener Volksblatt. Da hab ich „Downtown Summer“ vorgestellt. Das ist unsere Regionalzeitung hier, und das fand ich ganz cool, und dann habe ich gesagt, „Dann kann ja der Einzelhandel abends die Geschichten einfach nach Hause regional zum Kunden bringen.“ Das macht Rose übrigens auch schon. 70 Prozent oder 80 Prozent aller Kunden behalten die Sachen auch. Dann sagt er: „Das ist ja so komplex, das schafft man nicht.“ Dann habe ich gesagt: „Das schaffen doch die Pizzerien schon seit 30 Jahren.“: Wenn eine kleine Mini-Pizzeria es schafft, eine Pizza von A nach B zu bringen innerhalb von einer Stunde, warum soll das der größere Händler nicht schaffen, oder der gleichgroße Händler, muss ja nicht mal größer sein? Also es scheint auch keiner mehr einfach denken zu können. Wir alle drei, die wir hier sitzen, wir haben alle schon Unternehmen gegründet. Als ich mein erstes Unternehmen gegründet habe, Stefan, du konntest das live angucken: Wir waren unsere eigene Kaffeekocher. Ich meine, wir mussten alles selber machen: Ich musste an das Telefon gehen und sagen: „Hallo, hier ist der Empfang.“ Ich koche ihm den Kaffee und kommen durch zum Chef. Du warst ja alles in einer Person. Aber dieser Kampfeswille, der fehlt den ganzen. Das ist schon ein Unterschied, und ich möchte nicht sagen, weil Rose eine gewisse Größe hat. Ich kann euch sagen, wenn ich heute noch wieder neu anfangen würde: Ich würde mich abends zwei Stunden, drei Stunden in das Auto setzen und Sachen selber rumfahren, da hätte ich überhaupt keinen Stress mit, aber ich würde es tun und ich würde nicht einfach nur dasitzen! Dafür braucht man nicht mal einen Berater, dafür braucht man einfach nur logischen Menschenverstand.

Michael Atug: Du hast es gerade so schön gesagt: „Die Einfachheit.“ Du hast es gerade so wunderbar auf den Punkt gebracht: Die Einfachheit, die ist weg! Ich weiß gar nicht worüber die Leute nachdenken, über die wildesten Geschichten. Dabei liegt die Lösung doch direkt vor dir! Ja, guck doch einfach hin! Mach doch die Augen auf, hab Mut, hab den Willen und gib Gas! 100 Prozent!

Stefan Hamann: Ja, ich habe neulich was ganz Cooles gelesen, das passt eigentlich ganz gut dazu.

Michael Atug: Was du alles liest, Stefan!

Stefan Hamann: Da kannst du mal sehen. Das ist nur zu empfehlen!

Marcus Diekmann: Er liest ja nur Print!

Michael Atug: Also der Playboy ist nicht das Medium, was ich jetzt so mir vorgestellt habe!

Stefan Hamann: Verdammt. Okay, dann höre ich jetzt auf zu reden. Da hat sich jemand vorgenommen ein Buch zu schreiben. Er hat zwei Jahre darüber überlegt, wo er das vermarkten soll und wie er das alles macht, keine Ahnung was, und er hat sich einen riesig komplexen Business-Plan entwickelt und keine Ahnung was, hat aber keine einzige Seite zu Papier gebracht. Dann war er völlig verzweifelt irgendwie und wusste gar nicht, wo er anfangen soll. Dann hat ihm einer einen Tipp gegeben und hat ihm gesagt: „Ganz ehrlich: Schreib mir erst das Buch und dann machst du dir Gedanken über alles andere.“ Manchmal ist es ja so einfach: Man kann sich in Komplexität selber zugrunde richten. Und ich glaube, oft ist die Lösung ganz einfach, und da geht es echt oft um Durchhaltewillen, darum, eben etwas zu Ende zu bringen und konsequent zu sein und gar nicht darum, die abgefahrenste und komplexeste Idee zu entwickeln oder sowas. Diese Einfachheit, das ist ein ganz, ganz wesentliches Thema, wo ich glaube, dass es auch super zur Digitalisierung im Übrigen passt. Weil es ist ja nie so einfach in der Menschheitsgeschichte gewesen, ein eigenes Business zu gründen, die Komplexität ist ja da weitestgehend raus. Und das bietet ja unwahrscheinlich große Chancen auch für Newcomer und für kleine Firmen und alle möglichen Menschen da draußen. Wir haben viel über negative Sachen gesprochen. Ich finde – ich komme gleich zum Ende – das sollte auch unser Statement zum Ende in seiner Sicht. Ich persönlich auf jeden Fall glaube, dass 2021 und auch die nächsten Jahre, dass da super großes Momentum da ist, dass ganz viele Menschen sich entweder neu zu erfinden oder auch mit einer ganz, ganz anderen neuen Richtung in den Markt reinzugehen. Die Zeit war niemals besser, und das sollten wir nicht vergessen, da sollten viele Menschen drüber nachdenken, was da zu machen ist.

Marcus Diekmann: Sehr gutes Schlusswort!

Kpt. 11

Gute Jahre für den E-Commerce!

Stefan Hamann: Du hast also das Ende eingeläutet. Wunderbar. Da würde ich mich einfach anschließen, brauche ich gar nicht viel dran zu hängen. Ich sehe es natürlich, also hast du jetzt nicht gesagt, aber ich würde es auch nicht trennen nach Einzelhandel und Onlinehandel: Ich glaube, dass für alle die Chancen da sind. Noch zur Frage, weil das ja so mein Metier ist, von uns normalen Online-Händler, sage ich jetzt mal, die viel Marktplätze und so machen, wie man sich jetzt noch irgendwie vorbereitet für’s nächste Jahr? Das sind ja jetzt gerade strategische Sachen, wo man überlegt, oder? Da wäre natürlich gut gewesen, wenn man Ware aus Fernost geholt hätte: Da siehst du jetzt gerade Riesenprobleme mit den Beschaffungszeiten und -kosten vor allem, Container, die mittlerweile über 10000 Dollar kosten. Die Preise haben sich vervielfacht. Ein absoluter Wahnsinn! Ansonsten: Machen und tun, denn weniger wird er glaub ich nicht, der Online-Handel! Ich hab’s letztens auch irgendwo gesagt: Die Leute, die raus sind aus dem Thema, also die jetzt online gekauft haben, da sind viele dabei, die werden nicht mehr zurückgehen zum stationären Handel, weil die einfach gesagt haben, „Das hat mir eigentlich ganz gut gefallen! Ich habe bestellt, das kam an, ich habe bezahlt, Ende aus, Micky Maus. Ich will mich da nicht ins Getümmel schmeißen. Corona hin, Corona her.“ Ich war noch nie der Typ, der gerne mit 100000 Mann in einem Laden rumgehangen hat, und die Leute werden vielleicht nicht mehr zurückkommen. Also wird sich die Struktur ändern, bei vielen Menschen. Und da musst du einfach sehen, dass du dein Scherflein mitträgt und dass du einfach Gas gibst und ich glaube, also der Onlinehandel selber und gerade meine Rockstars – da sind ja mittlerweile fast 12000 Leute da drin – dass da viele von gute Jahre haben werden.

Marcus Diekmann: Also ich sehe es noch nicht einmal auf ein Jahr – 2021 sowieso – aber ich würde eher sagen, gute Jahre. Also da zweifle ich keinen Moment dran.

Stefan Hamann: Ich glaube, es gibt immer für jeden, der wandlungsbereit ist, immer gute Geschäfte. Also ich glaube, auch wenn mal eine Phase dazwischen ist, wo es hart ist, die gibt’s immer, wenn man sich daraus wieder wandelt und die Krise nutzt, um sich immer wieder neu zu erfinden. Ganz ehrlich: Jeder von uns Dreien hat sich ständig neu erfunden. Michael, bei dir alleine: Du hast viele Events gemacht. Dieses Jahr waren einfach weniger Events, und da musstest du es auch anders machen und musstest auf digitale Kanäle plötzlich umswitchen, und so weiter.

Michael Atug: Wo du das gerade sagst: Sollen wir da nicht noch zwei, drei Sätze zu verlieren?

Stefan Hamann: Das machen wir beim nächsten Mal. Anfang des Jahres werden wir uns nochmal über ganz viele weitere Themen austauschen.

Stefan Hamann: Okay, weil das ist natürlich auch spannend: Wie wird sich das entwickeln? Das machen wir auf jeden Fall als nächstes, das finde ich gut. Habt ihr noch irgendeine Sache, die ihr loswerden wollt?

Marcus Diekmann: Nee, also mein Schlussappell, ich habe den ja schon zur Hälfte gesagt, die andere Hälfte ist relativ einfach: Ich wünsche allen Zuhörern alles Gute, bleibt bitte gesund! Habt einen guten Rutsch ohne Feuerwerk und ohne viele Kontakte logischerweise. Wir freuen uns darauf, euch dann wieder was erzählen zu dürfen Anfang des Jahres.

Michael Atug: Ja, genau. Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen.

Marcus Diekmann: Ich wünsche es allen auch, und bedanke mich bei euch beiden für die vielen tollen Momente, die wir in diesem Jahr zusammen verbringen durften.

Marcus Diekmann: Nächstes mal trinken wir wieder Bier dabei!

Michael Atug: Machen wir uns auf jeden Fall!

Michael Atug: Und alle Zuhörer: Ciao!

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